Jana
Aus meiner Kindheit habe ich mitgenommen, dass Ressourcen geschont werden müssen. Ich war 14 Jahre, als die Mauer fiel, und habe aufgrund meines Alters und des Lebensmittelpunktes in Berlin nicht viele Auswirkungen der Planwirtschaft, wie sie gelebt wurde, tatsächlich erfahren. Dennoch, nicht immer war alles verfügbar, manchmal wurde eben drum herum geplant und gearbeitet. Ich lernte, dass Lebensmittel nicht zu verschwenden sind; bedarfsgerecht einkaufen war ebenso selbstverständlich wie Obst und Gemüse aus dem Garten einzuwecken, zu viel Gekochtes kalt zu stellen und es am Folgetag noch zu verzehren.
Mit meiner mittlerweile erwachsenen Tochter habe ich mir den Luxus gegönnt, mehrmals nach Nepal zu reisen, um ein Projekt der nachhaltigen Agroforstwirtschaft auch vor Ort zu unterstützen. Schon auf der ersten Reise, sie war 9 Jahre alt, erkannte sie schnell, dass diese Kinder, waren sie auch noch so jung, verantwortlich waren, für ihre jüngeren Geschwister und dafür, dass abends das Essen auf den Tisch kam, während die Eltern der Kinder tagsüber auf dem Feld oder in der Schmiede arbeiteten. Zwei Sätze sind mir in Erinnerung, welche sie sagte, nachdem wir wieder Zuhause waren: „Mmh, Haferflocken, endlich wieder ordentliches Frühstück“ und „Mama, wir können wieder auf dem Gehweg gehen und sind sicher auf unserem Weg“. Als sie 10 Jahre war, erlebte sie, wie eine kranke Frau zur Straße, getragen wurde. Kein Autofahrer, kein Taxifahrer hielt an, niemand wollte sie nach Kathmandu mitnehmen, was nur ca. 45 min entfernt lag. Schlussendlich nahm ein Busfahrer die Frau gegen ein erhöhtes Entgelt mit. Alissa hat auch durch diese Reisen gelernt, ihre zur Verfügung stehenden Mittel richtig einzusetzen, wichtig von unwichtig zu unterscheiden und, sie kennt die Bedeutung von Dringend. Schon früh hat sie Verantwortung übernommen, für sich und über ihr Engagement auch für andere.
Ich habe an meine Tochter weitergegeben, was ich selbst gelernt habe und, wovon ich noch heute überzeugt bin. Wirtschaften mit dem Vorhandenen, Ressourcen schonen, füreinander da sein.
Die Ressource der Menschheit, auf welcher alles Leben beruht, ist die Natur auf unserer Erde. Wenn wir, alle zusammen und jeder einzeln für sich, nicht anfangen, uns wieder besser um diese zu kümmern, werden unsere Kinder keine gesunde Basis für eine Zukunft haben. Mit dem Projekt des Unverpackt-Ladens möchte ich den Menschen in meiner Nachbarschaft die Möglichkeit geben, in kleinen
Schritten, etwas Großes gemeinsam zu tun. Ich denke, solange man den meisten Menschen nicht direkt vor ihrer Haustür ein solches Angebot vor die Nase stellt, so werden sie keine Möglichkeit sehen, sich am Schutz unser aller natürlichen Ressourcen zu beteiligen.